Drupal Backstage: Die KI in Drupal spricht jetzt Deutsch – Ein Jahresrückblick 2025

5 Dezember 2025
Lesedauer des Inhalts
6 Minuten
💡

Keyfacts & Tkeaways

Bevor wir in die Details gehen, hier das Wichtigste auf einen Blick:

  • KI statt AI: Das Übersetzungsteam setzt in der deutschen Drupal-Lokalisierung konsequent auf den Begriff "KI", um eine klare und verständliche Nomenklatur zu schaffen.
  • Neue Power-Tools: Erweiterungen wie Metatag AI, CKEditor AI Agent und automatische Alt-Texte sparen massiv Zeit und verbessern Barrierefreiheit sowie SEO.
  • Mensch & Maschine: Übersetzer nutzen DeepL-Workflows für Geschwindigkeit, aber der menschliche Review bleibt unverzichtbar für technische Korrektheit.
  • Zukunftsmusik 2026: Mit "Drupal Canvas" (ehemals Experience Builder) und Drupal CMS 2.0 hält eine React-basierte, intuitive User Experience Einzug, die den Einstieg deutlich erleichtert.

Einleitung: Der Wandel im CMS-Kosmos

 

Hallo Drupalheld,

Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Anfang Dezember, kurz vor Nikolaus, kündigt sich die kalte Jahreszeit an, auch wenn der Schnee noch auf sich warten lässt. Es ist die perfekte Zeit für einen tiefgehenden Jahresrückblick, der die bedeutenden Fortschritte im Drupal CMS, insbesondere in der deutschen Lokalisierung, beleuchtet.

Die Star Shot Initiative und die Macht der Lokalisierung


Dank der wegweisenden Star Shot Initiative hatten wir im Team der deutschen Übersetzung von Drupal richtig viel zu tun. Vor allem mit allen Modulen, die KI in Drupal integrieren. Der Fokus lag dabei besonders auf der Integration und Benennung der Künstlichen Intelligenz (KI). Als Maintainer der deutschen Übersetzung ist es mir ein wichtiges Anliegen, konsequent das Kürzel KI statt des englischen AI zu verwenden.

In einer Ära, in der hochentwickelte Tools wie ChatGPT und Google Gemini Texte blitzschnell ins Deutsche übertragen – trotz gelegentlicher Ungenauigkeiten – ist es nicht mehr tragbar, unübersetzte Begriffe als unveränderliche Fachtermini zu akzeptieren.

KI-Integration: Ein Überblick der Fortschritte


Das kleine, aber hoch engagierte Team, das die Benutzeroberfläche des CMS ins Deutsche übersetzt, hat die notwendige Flexibilität, um grundlegende Terminologie-Entscheidungen schnell zu treffen und konsistent umzusetzen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, denn allein das zentrale Core Modul für die KI-Funktionalität in Drupal umfasst 2210 Zeichenfolgen, von denen 368 das Kürzel KI beinhalten.

Die KI-Funktionalität beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Core-System. Zahlreiche Erweiterungsmodule sind hinzugekommen, die Entwicklern und Content-Managern neue Möglichkeiten eröffnen:

  • Optimierung von Meta-Tags: Automatische Generierung und Anpassung von SEO-relevanten Meta-Daten. 

    👉 Drupal Metatag AI
     
  • Content-Erstellung direkt im Editor: Ja, sogar das Erstellen ganzer Inhaltsvorschläge funktioniert mittlerweile allein durch die Eingabe einer einfachen Fragestellung direkt in CKEditor 5. 

    👉 CKEditor AI Agent
     
  • Automatische Alt-Texte: Hierbei geht es nicht nur um intelligente Unterstützung, sondern auf Wunsch um die vollautomatische Erstellung der Texte. Das ist der eigentliche Game-Changer, der beim Hochladen und der korrekten Auszeichnung von Bildern in Drupal massiv Zeit spart und gleichzeitig für eine deutlich verbesserte Barrierefreiheit sorgt. 

    👉 AI Image Alt Text

All diese Funktionen sind hochgradig konfigurierbar und bieten unzählige Erweiterungsmöglichkeiten durch offene Schnittstellen zu führenden KI-Diensten wie Gemini, ChatGPT, DeepL und vielen weiteren.

Praxis-Einblick: Wie wir Übersetzer selbst KI nutzen


Wir predigen nicht nur KI, wir leben sie auch. Um die riesigen Textmengen auf dem Übersetzungsserver zu bewältigen, setzen einige von uns im Team auf DeepL Pro in Kombination mit einem cleveren Workflow. Das Ziel: Maximale Geschwindigkeit bei hoher sprachlicher Qualität.

Der Workflow ist simpel, aber extrem effektiv. Wir öffnen ein Modul, lassen uns 50 Strings anzeigen, filtern auf "unübersetzt" und nutzen dann einen kleinen Hack über die Browser-Konsole.

Der "Magic Button"-Code: Mit diesem kleinen JavaScript-Snippet kopieren wir alle Original-Texte sofort in die Übersetzungsfelder:

var divs = document.querySelectorAll('.edit');
for (i = 0; i < divs.length; ++i) {
 divs[i].click();
};

Dank der DeepL-Browsererweiterung können wir dann für jeden String per Klick einen Übersetzungsvorschlag generieren. Der Vorteil? Wir sparen uns das manuelle Abtippen, und die Vorschläge sind frei von Tippfehlern und glänzen mit korrekter Kommasetzung.

Warum der Mensch unverzichtbar bleibt Trotz dieses Turbos ist der menschliche Reviewer nicht wegzudenken. Die KI ist hilfreich, aber manchmal übereifrig:

Platzhalter: Die KI übersetzt gerne technische Platzhalter, die zwingend Englisch bleiben müssen.

HTML-Attribute: DeepL verändert manchmal Anführungszeichen (z.B. in <a href="">), was beim Import der Übersetzung dazu führen kann, dass der String von Drupal abgelehnt wird.

Dank unserer Reviewer, die diese Fehler abfangen, konnten wir diese Technologie seit Drupal 9 erfolgreich nutzen, um Prestigeprojekte wie den Drupal Core zu 100% zu übersetzen – nur eben deutlich schneller als früher.

CKEditor und der Generative Content-Hype


Die Drupal-Community ruht sich auf diesen Erfolgen nicht aus. Es gleicht fast einem Wunder, wie nahtlos sich die KI in den Redaktionsalltag integriert hat. Im beliebten CKEditor können Redakteure nun Inhaltsentwürfe erstellen, ausbauen und umschreiben lassen, um die gewünschte Zielgruppe präzise und wirkungsvoll anzusprechen.

Parallel zum Hype um generativ erstellte Texte, Übersetzungen, Bilder, Videos und Podcasts arbeitet die Community mit Hochdruck auf die Veröffentlichung von Drupal CMS 2.0 hin, die für Anfang 2026 geplant ist.

Drupal Canvas: Die Neudefinition der User Experience
Die größte architektonische Neuerung in Drupal CMS 2.0 ist die Integration des ehemaligen "Experience Builders", der aus markenrechtlichen Gründen (Stichwort: Salesforce) in "Drupal Canvas" umbenannt wurde. Diese Komponente verspricht eine revolutionäre User Experience.

Die Umstellung ist auch für uns im Team der deutschen Übersetzer eine große Herausforderung. Ziel ist es, ein Enterprise-Grade CMS so zugänglich wie möglich zu gestalten, damit Projekte ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse umgesetzt werden können.

Der Technologische Bruch: React trifft Core


Drupal Canvas markiert einen signifikanten technologischen Bruch: Es basiert auf React, einem modernen Frontend-Framework, das bisher meist nur im Headless-Bereich eingesetzt wurde. Jetzt wandert diese Technologie aber direkt in den Standard-Download von Drupal für Endanwender. Dies öffnet Drupal für Entwickler weit außerhalb des traditionellen Ökosystems.

Persönlich freue ich mich riesig darauf: Endlich bekommen wir den Bedienkomfort von Wix oder Webflow, behalten aber die volle Kontrolle über unsere eigene Serverstruktur. Damit verhindern wir den Lock-in in teure Abo-Modelle, deren Preise wir nicht beeinflussen können – genau das ist echte Open-Source-Freiheit.

Die vollständige Lokalisierbarkeit der neuen UI ist jedoch noch ein Prozess, der sich erst mit der finalen Integration in Drupal CMS 2.0 vollständig zeigen wird.

Lokalisierung als andauernde Herausforderung


Obwohl Drupal Canvas heute seine erste vollständige Release erfahren hat, für deren Benutzeroberfläche bereits 651 Übersetzungszeichenfolgen ins Deutsche erstellt wurden, ist ein Großteil der Oberfläche bedauerlicherweise noch in Englisch. Dies verdeutlicht die Limitierung der Übersetzer, die eng an den Entwicklungsfortschritt der Programmierer gebunden sind.

Dennoch ist die Lokalisierung für eine optimale Benutzererfahrung unerlässlich. Nur wer eine Software wie Drupal ganzheitlich und intuitiv versteht, ohne unnötige kognitive Hürden überwinden zu müssen, wird sie langfristig gerne nutzen.

Der Ausblick für 2026: Senkung der Lernkurve
Deshalb bleibt die Mission für 2026 unverändert: Wir setzen uns dafür ein, die Lernkurve signifikant zu senken. Durch die konsequente deutsche Übersetzung der Benutzeroberfläche stellen wir sicher, dass insbesondere Neueinsteiger und Wiederkehrer schnell und erfolgreich in Drupal Fuß fassen.

Auch wenn Englisch spätestens bei der Entwicklung von Themes und Modulen wieder unverzichtbar wird: Wer Drupal nutzt, um sein persönliches Herzensprojekt ins Web zu bringen, soll dies – trotz spannender Neuerungen wie Recipes und dem umfangreichen Drupal Canvas – auch 2026 mit der bestmöglichen Benutzererfahrung in seiner Muttersprache tun können.

In eigener Sache: Wann kommt der Kurs zu Drupal CMS?


Auf Drupal-TV.de möchte ich diese Entwicklung hautnah begleiten. Ich weiß, viele von euch wünschen sich eine fundierte Einführung in Drupal CMS auf Deutsch. Bisher habe ich damit gewartet – und das aus gutem Grund.

Erstens muss die deutsche Übersetzung als Basis stehen (daran arbeite ich ja, wie ihr seht). Zweitens wird Drupal Canvas die Art und Weise, wie wir Webseiten bauen, grundlegend verändern. Hätte ich jetzt schon einen Kurs veröffentlicht, wäre er Anfang 2026 bereits veraltet und müsste komplett überarbeitet werden.

Ich nehme mir lieber die Zeit, einen Kurs zu entwickeln, der euch wirklich dort abholt, wo ihr steht, und euch hilft, euer Herzensprojekt erfolgreich ins Web zu bringen. Bis es soweit ist, findet ihr hier im Blog weiterhin spannende Artikel rund um Drupal und Linux.

Schön, dass du Teil der Drupal Community bist und bis hierhin gelesen hast!

👇 Was waren deine Highlights in Bezug auf KI oder Drupal 2025? Schreib's mir in die Kommentare!

🔗

Vertiefe dein Wissen oder siehe dir die Quellen an:

Geschrieben von

Joachim
Über
Image

Joachim (Profil auf Drupal.org) ist : Dein Drupal Brückenbauer

Ziel: Die Komplexität von Drupal und der damit in Verbindung stehenden Linux-Infrastruktur für dich abbauen, um Dir den schnellstmöglichen…

Kommentare